Jičín Albrecht von Wallenstein

Albrecht von Wallenstein

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Für den Einen ein Schurke, für den Anderen ein Held. Wer war der Herzog Albrecht Václav Eusebius von Wallenstein (1583 – 1634), der in so entscheidender Weise in seiner Zeit das Leben in Jičín, in seinem so ausgedehnten Herrschaftsgebiet und praktisch im ganzen Habsburger Reich beeinflusst hat? Sicher ist, dass diese widersprüchliche Persönlichkeit, Politiker, Finanzier und Kaufmann auch weiterhin Objekt von Diskussionen und dankbaren literarischen Themen sein wird. Dank seiner unleugbaren militärischen Führungsqualitäten wurde er in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zum obersten Führer der kaiserlichen Truppen. Letztendlich wurde er, weil er Kontakt zu  Vertretern der Antihabsburger Koalition hatte, zum Verräter erklärt und in Cheb ermordet.

Er wurde geboren in der Festung Heřmanice bei Jaroměř als Sohn des verarmten Adligen Wilhelm von Wallenstein und seiner Frau Markéta Smiřická aus Smiřic, sie hielten am Glauben der Einheit der Brüder fest. Nach dem frühen Tod der Eltern ging der kleine Albrecht zum Schwager der Mutter Jindřich Slavata aus Chlum und Košumberk. Er studierte an der evangelischen Universität in Altdorf, die er aber wegen seines schlechten Verhaltens und einiger Scharmützel verlassen musste. Wie es für junge Adlige üblich war, absolvierte er eine Bildungsreise durch Europa, inspirativ war für ihn insbesondere der Aufenthalt in Italien. Nach seiner Rückkehr nach Böhmen ließ er sich im Jahre 1604 als Fähnrich bei einer Militärkampagne für Rudolf II. anwerben, gegen die Türken und ungarischen Aufständischen unter Štěpán Bočkaj. Hier hat er die Beförderung zum Hauptmann erworben.

Ungefähr zu dieser Zeit kam ein sehr wichtiger Moment in seinem Leben, Wallenstein konvertierte zum Katholizismus. Für den Protestanten Wallenstein war die Konversation zur katholischen Kirche ein Schritt in der Karriere und zum Aufstieg. Er wusste, dass einer mit dem Glauben an die Einheit der Brüder keine offene Tür am Hofe des Kaisers vorfindet. Während seines Aufenthaltes in Prag ließ er sich vom Hof-Astrologen Kepler ein Horoskop erstellen. Ein Bestandteil des Horoskopes waren auch – manchmal hart und sehr beleidigend – die Charakteristika der Wallensteins Persönlichkeit. Kepler kam zum Schluss : Wallenstein ist eine scharfsinnige und intelligente Persönlichkeit mit einer ausgesprochenen asozialen Tendenz und Widerstand zu allem Alltäglichen und Konventionellen, mit der Sehnsucht eine außergewöhnliche und vorzügliche Persönlichkeit zu sein,  bis zu krankhaftem Ehrgeiz, manifestierter Wildheit und Misstrauen gegen die Umwelt.

Im Jahre 1625 wurde sein friedländischer Herrschaftsbereich zu einem Fürstentum und zwei Jahre später sogar zu einem Herzogtum ernannt. Das Land wurde aus den Zehn Ländern des böhmischen Königsreiches ausgeschlossen und wurde damit zu einem Staat im Staate. Die Hauptstadt von Friedland wurde Jičín. In seinen Plänen sollten in Jičín der Bischofssitz, eine Universität und ein eigenes Parlament sein.

Wallensteins militärische und organisatorische Fähigkeiten brachten ihn stufenweise in die Position des obersten Befehlshabers der kaiserlichen Armee. Es gelang ihm mehrfach die protestantische Union zu bezwingen, aber seine Erfolge und die wachsende Macht weckten Antipathie und Neid. Auf Druck der Kurfürsten wurde er schließlich von seiner Position abberufen, aber nach einigen katastrophalen Niederlagen berief der Kaiser ihn wieder zurück. Am Beginn des Jahres 1634 begannen sich über Wallenstein Wolken zusammen zu ziehen, er wurde des Hochverrates gegen den Kaiser beschuldigt. Er starb im Januar des gleichen Jahres in Cheb,  er wurde ermordet, sein enormes Eigentum wurde konfisziert. Seine sterblichen Überreste sind in der Kapelle der hlg. Anna in Mnichovo Hradiště beigesetzt.